Mundart sei Kunst, wenn sie schweigt wie der Schrei in der Farbe, so die Lautmalerei leise in der bildenden Kunst
Kaltherzig lärmen Trompeten
in der chromoxid feurigen Wintersaat
ein Garten, noch schöner als Eden
herzlich willkommen im Schrotflintengras
Das Zischen der Schlangen, kryptische Fetzen und Nachrichten aus Kaffeesatz: Eberhard Häfner durchstreift in seinen neuen Gedichten alltägliche Szenerien am Rande der Wirklichkeit.
Dabei ist es ganz unwesentlich, ob diese in der Natur, in der Kneipe oder im Bett spielen – gemein ist ihnen der wildwüchsige Sprachschatz, aus dem Häfner schöpft. Seinem mikroskopisch genauen Blick entgeht nichts: Von den Saugnapffüßen wilder Reben über den Schorf auf der Haut bis zu den Schlaftabletten auf dem Nachttisch. So entlockt er noch den banalsten Oberflächen eine intrikate Fremdheit; das Romantische dagegen bricht er auf die Werkbank herunter: Sterne sind nur das, was sich beim Schleifen der Stahlspirale in der Werkstatt entzündet; wenn er sich in die Büsche schlägt, dann dort, wo es stachelig wird; der Erhabenheit des Museums begegnet er mit dem Verzehr von Ölsardinen. Das Unstete, ständig im Aufbruch Begriffene haftet Eberhard Häfner an, der Irrtum wird zur alphabetischen Methode. Um aber den verschwimmenden Reiseeindrücken Rechnung zu tragen, bleiben wieder nur Fetzen übrig. Wie die Sahne auf dem Kuchen in einem polnischen Café. Oder das Hundesperma, das vom Frühling kündet. Ein Gedichtband voller zärtlicher Körperlichkeit und rauer Leidenschaft.
Häfners Koordinaten (wie ich sie mir denke) / Jan Kuhlbrodt, Signaturen-Magazin / März 2014
Hier will nichts poetisch sein ( Elke Engelhardt, Fixpoetry / 05. März 2014
Bildbuero – Projekte von Christoph Feist
Eberhard Häfner auf youtube.de / Verlagshaus Berlin / 23. August 2013
Eberhard Häfner
Geboren am 24. Oktober 1941 in Steinbach-Hallenberg, Thüringer Wald. Von 1962 bis 1963 wehrpflichtig bei der Volksarmee der DDR und entlassen als Soldat. Ausbildung als Kupfer- und Silberschmied sowie in Metallgestaltung in Halle und Erfurt. Ab 1965 Arbeit in den Kirchlichen Werkstätten Erfurt an sakralem Kunstgut und Restaurierung romanischer, gotischer und barocker Altargeräte. Seit 1985 freier Autor. Seit 2013 Mitherausgeber der Künstlerbücher Herzattacke.
Auszeichnungen (Auswahl):
3sat-Stipendium, Klagenfurt; Alfred-Döblin-Stipendium, Wewelsfleet; Arbeitsstipendium durch die Stiftung Kulturfonds; Aufenthaltsstipendium in Ahrenshoop der Stiftung Kulturfonds, Stadtschreiber in Rheinsberg; Arbeits-stipendium durch die Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten; Arbeitsstipendium Preußische Seehandlung Berlin.
Zuletzt erschienen die Gedichtbände In die Büsche schlagen, (2008) und Per Anhalter durch den Verstand (2010).
Christoph Feist
1973 in Erfurt geboren. Nach Zivildienst und Schriftsetzerausbildung: Studium/Meisterschülerstudium Illustration an der HGB Leipzig. Lebt, lehrt und arbeitet in Leipzig und Saarbrücken.
www.bildbuero.de