

Der Tag wird kommen, da fallen alle Steinböcke
und Gamsn plötzlich nach oben in die Gewitterwolken,
unwahrscheinlich ist das nicht.
Wäre es nicht eine Idee, Gipfelkreuze sämtlich abzusägen? Daniel Bayerstorfers und Tobias Roths gemeinsam geschriebenes Langgedicht muntert dazu auf, dieser Frage nachzugehen; gerne auch mit festem Schuhwerk und ohne Fragezeichen. Die Autoren entfesseln über, in und durch die Alpen und inmitten ihrer Schönheit eine mythographische Parforcejagd auf jenes bedrohlich falsche Weltbild, das im Gipfelkreuz sein doppeltes Gesicht zeigt: abergläubische Sehnsucht nach Jenseitigem, hemmungsloser Besitzanspruch auf Diesseitiges.
Kreuzfällen thematisiert mit der Zerstörung des Symbols auch den Abbau des Symbolisierten: Beginn eines Rückzugs aus unhaltbarer Position. Dabei geht es nicht um die romantisch verklärte Rückgewinnung eines Naturraums, sondern um die bewusste und ehrliche Gestaltung des großen Gartens namens Gebirge. Und um die erträumte Kulturgeschichte des Kreuzfällens.
Tobias Roth & Daniel BayerstorferErscheint am: 2025-12-15
Tobias Roth und Daniel Bayerstorfer leben und arbeiten als Dichter, Übersetzer, Herausgeber und Vermittler in München. Seit mehreren Jahren schreiben sie auch gemeinsam. Ihr Epyllion aus der Zeit der Münchner Räterepublik, Die Erfindung des Rußn, erschien 2018 im Aphaia Verlag.
Daniel Bayerstorfer ist Mitorganisator der Münchner Lesereihe „meine drei lyrischen ichs“ sowie des Festivals „Großer Tag der Jungen Münchner Literatur“, zudem unterrichtet er Kreatives Schreiben, u. a. am Literaturhaus München und am Lyrik Kabinett München. Sein Debut Gegenklaviere erschien 2017 im Hochroth Verlag, 2025 folgte Neulich starb Antigone bei roughbooks.
Tobias Roth ist Mitbegründer des Verlages „Das Kulturelle Gedächtnis“, Herausgeber der Grünen Reihe im Sukultur Verlag, und veröffentlichte bereits an die vier Dutzend Bücher. Sein Foliant Welt der Renaissance (2020), erschienen im Verlag Galiani Berlin, stand auf der Schweizer und der Spiegel-Bestsellerliste. Im Verlagshaus Berlin veröffentlichte er zuletzt Grabungsplan (2018) und Baiae. Zwei Bücher Elfsilber (2016).
Andrea Schmidt ist Verlegerin, Typografin und Lehrende. Seit 2005 führt sie als Mitverlegerin das Verlagshaus Berlin. In ihrem Projekt „Ampersand Interart“ zeichnet sie für Musik- und Literaturprojekte. Für das Verlagshaus Berlin illustrierte sie die Bücher Die Erbärmlichkeit des Krieges. Gedichte und Briefe von Wilfred Owen (2014, 3. Auflage 2025), ausgezeichnet von der Stiftung Buchkunst als eines der „Schönsten Deutschen Bücher 2015“, und KIPPBILDER von Anna Hetzer (2019).