„Vieles ist hässlich zu tun, was doch vollendet gefällt“
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Baiae ist ein Ort am Golf von Neapel. Seit der Antike steht er mit seinem guten Namen für ungezügelten Badespaß. Nur wenige hundert Meter landeinwärts vom Strand des gegenwärtigen Badeortes liegen die antiken Bäder. Die Ausgrabungen, umringt von wunderbarer Küstenlandschaft und den Bauten, die Giovanni Gioviano Pontano meinte, wenn er Baiae sagte, sind, soweit meine Autopsie reicht, sehr schön und sehr schlecht besucht.
Unter den zahlreichen Gebäuden, die noch stehen, findet sich ein überkuppelter Raum, dessen damalige Funktion unbekannt ist, der heute aber mitunter als Merkurtempel bezeichnet und auf das erste Jahrhundert vor der Zeitenwende datiert wird. Die Kuppel, über einundzwanzig Meter Durchmesser, ist betoniert (betoniert) und war in ihren besten Tagen die größte Kuppel der Welt. Deutlich überholt wurde sie im ersten Jahrhundert nach der Zeitenwende durch das Pantheon in Rom, das noch ähnlich gut erhalten ist. In Rom allerdings ist es unter der kreisrunden Kuppelöffnung, dem Opaion, nie so still, dort fühlt man sich geradezu in einen Alltag gesetzt, dem Lärm nach, in den Gezeiten Staubs und Gerölls.
Hermes, der Gott der Zitatkultur arbeitet auf seine nomadisch-viehdiebische Art am Projekt der Erinnerung.“ sagte Thomas Kling. „Du, der Dichter Fürst, du, aus beiden Welten, / Merkur, Übersetzer und Vater, der als / Erster Ehre gab diesen Saiten und der / Sprache die Fülle, / Der die jungen Völker mit sanfter Kunst ab / Vom gewohnheitsmäßigen Morden brachte.,
sagte Michele Marullo.
Dass ein Gedicht über einen vermeintlichen Merkurtempel zum Gegenstand ausgestellter Genese wurde, hängt damit nicht unbedingt zusammen.
Wer zumindest virtuell den Merkurtempel besuchen möchte, hier seine Koordinaten:
https://goo.gl/maps/2rYRonTu3d62