»SO MÜSSEN GEDICHTE IN DEUTSCHLAND HEUTE SEIN«

»Im Jahr 2004 schickte mir FM ein Gedicht, in dem du zweimal erwähnt wirst. Ich rief sie an und fragte, woher sie Cr. kennt und was sie von ihm gelesen hat, denn sie zitiert auch aus einem Gedicht. Sie konnte sich lange nicht erinnern, bis ihr einfiel, sie habe in einem kl. Heft ein oder zwei Gedichte von dir gelesen«, schreibt Christel Fallenstein, langjährige Begleiterin und Geburtshelferin vieler Mayröckertexte, im September 2017.

Das »kl. Heft« ist Nr. 27 der zwischen 1997 und 2007 von Renatus Deckert und Birger Dölling herausgegebenen Literaturzeitschrift lose blätter, und das Gedicht, um das es geht, heißt russischer zopf.

Friederike Mayröcker schreibt also ein Gedicht, in dem sie Crauss ausgiebig zitiert. und Pflanzen rasen jauchzend in juni garben »wurde später das erste in dem Band dieses Jäckchen [(nämlich) des Vogel Greif, 2009]. Dein Buchhändler hat damals etwas dummes gesagt: das könne nicht sein, Cr. In einem Mayröckergedicht, aber es war so.«

 

»Ich habe dann FM gefragt, ob sie es erlaubt, dass ich den jungen Leuten, die die Anthologie gemacht haben, ihr Gedicht geben dürfe, als Antwort auf Ihre Arbeit. Schon im nächsten Heft waren beide Gedichte, das von FM und Crauss zu lesen. Zu mir hat FM damals gesagt, so müssen Gedichte in Deutschland heute sein. (Das ist alles.)«

Fast! Denn im Zuge der Vorbereitung einer Mayröckerlesung 2009 in Siegen sollte die Dichterin Auszüge aus brütt oder Die seufzenden Gärten ins Mikrophon sprechen. Tat sie auch, hatte dann aber mehr Lust auf Craussgedichte, die im Fallenstein’schen Salon herumlagen:

 

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Die Beeinflussung und Bezugnahme geht aber in beide Richtungen. Crauss‘ Lektüre von brütt schlägt sich nieder in Gedichten, die die Mayröckerprosa – Geschichte einer Dreiecksbeziehung übrigens – aufnehmen, einzelne Passagen neu kombinieren und Verleser produktiv machen. Aus »Piatnik Spielkarten« werden »panikkarten«, aus »Linien« »Lilien«, aus »rigorosester Lippe« wird »liebe«. Mayröcker tut es gleich: »Als Kind verwechsle ich Sterne und Steine.« Was 2018 im Gedichtband DIE HARTE SEITE DES HIMMELS (Verlagshaus Berlin) nachzulesen sein wird, hat hier seinen Ursprung.

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»Ein schöner Lyrikband ist das«,schrieb der Lektor Rainer Goetz übers Manuskript zu DIE HARTE SEITE DES HIMMELS. »schön und doch auch irritierend: diese freimütige Mayröckerisierung, die in den Gedichten ja immer schon vorhanden war. Hier ist sie nahezu zum Programm erhoben - und in der Tat wird sich Friederike Mayröcker eine schönere Hommage wohl kaum vorstellen können. Bemerkenswert auch, dass damit eine große Freiheit der Rhythmik und Melodik einhergegangen ist. So leicht zu lesen waren Crauss-Gedichte noch nie!«

… Und es gibt viel von Crauss zu hören in nächster Zeit! 

Wer eine Live-Preview auf DIE HARTE SEITE DES HIMMELS erleben möchte, der oder die folge Crauss hierhin: 

18.11. KÖLN
20:00 Uhr, Alte Feuerwache, Melchiorstrasse 3
(http://kgnm.kgnm.de/event/autoren-musik)
Das Kölner SprachKunstTrio "sprechbohrer" präsentiert Stücke von Florian
Neuner/Christoph Herndler, Karin Spielhofer, Robert Stähr, Christian
Steinbacher, Mathias Traxler und Elisabeth Wandeler-Deck.
Von Crauss gibts IO (HOME), die Geschichte einer Weltraum-WG.

21.11. GRAZ
19:30 Uhr, forum stadtpark literatur, Stadtpark 1 
Thomas Antonic macht gemeinsam mit Michael Fischer eine
sound/poetry/scapes-performance.
Von Crauss gibts GESPROCHENE LIEDER auf die Ohren: eine Hitparade der
Gefühle zwischen "Choose Life" (Trainspotting) und "I Want To Be Böse"
(Eartha Kitt).

23.11. LINZ
18:30 Uhr, Galerie Maerz, Eisenbahngasse 20, Linz
Sprachmusik und Klangdichtung: Harald Muenz und Florian Neuner im Gespräch
über das Projekt Autorenmusik.
20:00 Uhr: Autorenmusik I: die Stimmen der Dichter. Hier stellt Crauss sein
Projekt GESPROCHENE LIEDER vor.

24.11. LINZ
18:30 Uhr, Galerie Maerz, Eisenbahngasse 20, Linz
Das Kölner SprachKunstTrio "sprechbohrer" präsentiert Stücke von Florian
Neuner/Christoph Herndler, Karin Spielhofer, Robert Stähr, Christian
Steinbacher, Mathias Traxler und Elisabeth Wandeler-Deck.
Von Crauss gibts IO (HOME), die Geschichte einer Weltraum-WG.

30.11. WIEN
19:30 Uhr, Salon Fallenstein, Zentagasse 1/1/23, Wien
Öffentliche Lesung in privatem Ambiente mit kleinem Bücherflohmarkt.
Um formlose Voranmeldung wird gebeten.
Crauss gibt Einblick in zwei Bücher, die im März 2018 erscheinen werden:
Pilotengedichte aus DIE HARTE SEITE DES HIMMELS (Verlagshaus Berlin)
sowie Essays und Hybride aus SCHUNDFAKTOR (Verlag Dreiviertelhaus).

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Published on: 15. November 2017
Erstellt von Verlagshaus
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