Eine Einführung über Jan Kuhlbrodt schreiben: Vor dieser Aufgabe stehe ich gerade. Schwierige Aufgabe, längst ist Jan nämlich nicht nur Autor im Verlagshaus, sondern auch ein guter Freund geworden.
Und was schreibt man über Freunde? Dass sie einen begleiten, obwohl man sich viel zu selten sieht vielleicht? Jan Kuhlbrodt begleitet mich persönlich jetzt schon eine ganze Weile und mir wird das immer in den absurdesten Situationen bewusst:
Während eine Kinobesuchs erinnere ich mich an kilometerlange Facebookchats über Science-Fiction-Filme und Jans große Leidenschaft dafür.
»The Whispering Star« – diesen Film musst du unbedingt sehen, Jan, schreibe ich später.
Ich sitze am Fenster, rauche und höre einen russischen Punksong, Jan schickt mir dazu eine Übersetzung und ich muss mehr davon haben, denke übers Büchermachen nach.
Это звезды падают с неба / Окурками с верхних этажей.
Dies sind die Sterne, fallen vom Himmel / Kippen aus den oberen Etagen.
(Yanka Dyagileva, 1989)
Bei einem gemeinsamen Spaziergang durch Leipzig, bei dem ich mich plötzlich wie eine Figur in einem seiner zahlreichen Bücher fühle. »Bedeutungsklotz«, sagt Jan, sagt Stötzer.
Nach dem Umzug in eine neue Wohnung frage ich mich, warum der soziale Wohnungsbau in den 20er Jahren so viel weiter war als heute. »Weil sie damals die Profis rangelassen haben.«, sagt Jan. Ich lese über Bruno Taut und es leuchtet mir ein.
In Norwegen am Fjord, wo ich verwundert über Apfelbäume bin, bis mir einfällt, dass Jan mir von Olav H. Hauge erzählt hat, einem norwegischen Dichter und Obstbauer. Ich schau auf den Fjord, höre Jan in meinem Kopf von den Tagebüchern erzählen und hab‘ uns eine Flasche Apfelsaft gekauft.
Film, Literatur, Kunst, Musik, Architektur, Essig, Gürteltiere, Wandfarben, Fußball, Raumfahrt, es gibt kaum einen Bereich, zu dem Jan nichts zu sagen hätte. Eine unerschöpfliche Quelle an Geschichten und Erzählungen.
Und so sind auch seine Bücher: Man kann sie lesen und geht danach mit diesem Drang raus, mehr Wissen zu wollen, von ihm und der Welt, die ihn umgibt. Was für ein Schatz.
Und das Schöne ist, dass er ist gar nicht so weit weg ist – in paar Clicks bei Facebook und weiter laufen die Kilometer im Chatprotokoll. Ich kann jeden nur ermutigen, seine Bücher zu lesen und noch viel besser, sich mit ihm zu unterhalten. Im Facebookchat oder am allerbesten, irgendwo bei einem Bier und einer Zigarette.
»Kein Weg, nur Gehen« stellt Jan seinem Essay über Geschichte voran und ich freue mich sehr, noch viele lange Wege gemeinsam mit Jan zu beschreiten und Geschichten zu hören. Und ganz besonders freue ich mich jetzt auf seine Präsenz in der »Blackbox«! Bühne frei.
Dominik, Februar 2017